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Junioren auf Ausfahrt im Hundsteingebiet

19.06.2022

Bei der Gründung der Juniorengruppe hatte ich mir Gedanken über Ausfahrten gemacht, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln realisierbar sind. Dabei fiel mir sofort der Alpstein ein, ein Gebiet in der Schweiz mit kurzer Anfahrt und einer reizvollen Landschaft. Bis Konstanz-Kreuzlingen nutzten wir noch den PKW, da wir von Freudenstadt aus sonst zwei Tage für die Fahrt hätten aufwenden müssen. Diese Hybridlösung war für uns ideal, die Zugverbindung in der Schweiz war perfekt. Um 6 Uhr am Bahnhof fragte uns bereits ein netter Schweizer nach den Plänen und wünschte uns viel Spaß, während er im Nu sein Faltrad einklappte.

Erste mehrtägige Ausfahrt der Juniorengruppe

Es war die erste mehrtägige Ausfahrt unserer Juniorengruppe, Sarah, Jann und Jan, Karl, Moritz und Olli. Kaum erwarten konnten wir es, endlich einmal wieder Berge zu sehen. Die letzten Kilometer fuhren wir mit dem Bus bis zur Haltestelle Brülisau an der Seilbahn zum Hohen Kasten. Diese nutzten wir natürlich nicht, im Gepäck hatten wir Kocher und Essen für vier Tage. Der Aufstieg durch den Brüeltobel ist steil, aber die Ebene öffnet sich bald und vorbei am Sämtisersee erreichten wir schon bald die Furgglenalp, unseren Stützpunkt. Die ganze Familie Räss begrüßte uns dort und wir freuten uns, auch Albert und Paula zu treffen. Auf der Alm ist die Zeit stehengeblieben und die Hektik des Alltags ist sofort vergessen.

Übungstour am Fähnligipfel

Gespannt waren wir aber vor allem auf die Felsen und so machten wir uns schon bald auf den Weg zum Wandfuß des Fähnligipfels. Eine Dreierseilschaft war gerade dort eingetroffen, doch es gibt genügend Routen für alle. Die Überraschung war groß, ich erkannte gleich den Vorsteiger, einen Kletterer aus meiner Nachbarschaft, der wohl die gleiche Idee wie wir hatte – was für ein Zufall :-).

Sarah, ich und Jann stiegen in die Route Via Röstiraffle 5b ein, die andere Seilschaft in die benachbarte Südwestkante, 5b. Wie am Schnürchen kletterten wir dem Gipfel entgegen, herrliche Plaisirtouren mit raffinierten Wasserrillen. Es war etwas windig und der Abstieg durch die Chli Höll gewöhnungsbedürftig, aber trotzdem ein schönes Erlebnis. Im Abstieg wartete ein weiteres Highlight, ein eiskaltes Bad in einem der schönsten Seen den ich kenne, dem Fählensee.

Nun folgte eine täglich wiederkehrende Zeremonie, die Zubereitung des Abendessens :-). Zünftige Älplermakkaroni, mit Almkäse, Zwiebeln und Apfelmus – ein typisches Alpsteiner Gericht. Die Käseraffel war mindestens so anstrengend wie die Röstiraffel und wir hatten gleich eine super Idee für den Folgetag, den Alpinklassiker Hundstein Südwand.

Alpinklassiker am Hundstein

m Aufstieg führt das steile „Mörderwegli“ vorbei an der Freiheit und dem Roten Turm zum Hundstein. Am Einstieg wartete gleich die Schlüsselstelle, eine 5c Seillänge mit teilweise brüchigem Fels. Diese verlangte uns einiges ab, aber ohne Fleiß kein Preis  Die Sonne meinte es gut mit uns, so waren wir froh über unsere Wasservorräte. Als wir kurz vor dem Ausstieg wurden wir Zeugen eines Heli-Rettungseinsatzes. Im Sattel hinter dem Roten Turm wurde eine Seilschaft mit der Longline ausgeflogen, die kurz davor aus Richtung der Freiheit kam.

Die letzten Seillängen waren eher wegen des Seilzuges schwierig und eine gute Seiltechnik ist von Vorteil.

Am Gipfel genossen wir das Panorama bis zum Bodensee. Nach dem Abstieg wartete wieder ein Bad im kühlen See und das abendliche Zeremoniell im Stall, Spaghetti mit vorbereitetem Grillgemüse.

Die Tourenplanung war schnell erledigt, wir alle wollten gleich nochmal das Mörderwegli auf uns nehmen und an der Freiheit Südwand den nächsten Alpinklassiker klettern.

Alpinklassiker an der Freiheit

Das war eine gute Entscheidung, wir waren die einzigste Seilschaft an der Wand. Die Kletterei war genussvoll. Wir entschieden uns immer für die steilere Variante und so zieht sich eine homogene Route im Niveau 5b bis zum Gipfel. Dieses Mal schafften wir es sogar, nachmittags bei Sonnenschein am Badestrand des Sees zu sein.

Da kam uns die Idee, ein paar Sternebilder die sich im Fählensee spiegeln wären super. Nach dem Essen wollten wir diesen Plan noch umsetzen, doch durch die Westausrichtung war bis Mitternacht kein funkelnder Stern im Wasserspiegel einzufangen 

Schon war Sonntag, Abreisetag. Für eine Halbtagesaktion stiegen wir in die Furgglenhöhle ein, bei der Sommerhitze im Tal eine sehr gute Idee. Auch diese Begehung war ein Highlight unserer Ausfahrt, mit Auf- und Abstieg am Fixseil, sowie abseilen ging es weit über die Anforderungen einer Schauhöhle hinaus.

Auch die Rückfahrt mit der Bahn klappte perfekt. Genau zur richtigen Zeit kamen wir an der Kastenseilbahn an und fuhren ohne Unterbrechung nach Kreuzlingen.

Es war eine tolle erste Ausfahrt für unsere neuen Gruppe und wir sind ein Stück weit neue Wege für nachhaltigere Ausfahrten gegangen.

Sara, Karl, Jann, Moritz, Jan und Olli