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Tanz in den Mai

01.05.2012

Einen etwas anderen „Tanz in den Mai“ hatten Simon und ich uns für dieses Jahr überlegt. Der Wetterbericht passte und so ging es kurz entschlossen in die Tannheimer, um dort mit Frühjahressonne einige alpine Klettertouren zu spulen.

Um 4 Uhr starteten wir daheim, parkten unser Auto in Nesselwängle und legten die 500 Höhenmeter im Aufstieg zum Gimpelhaus wie im Führer beschrieben in einer Stunde und zehn Minuten zurück.

Hinter dem Gimpelhaus trafen wir zum ersten Mal auf letzte Altschneereste, die jedoch problemlos begehbar waren. Nach weiteren 45 Minuten fanden wir den Einstieg zu unserer ersten Tour in den Tannheimern, der „Südwestkante“ an der Roten Flüh (VII, VII- obl.), 425 Klettermeter. Dieser Klassiker wurde bereits 1932 erstbegangen und später zur Schaffung einer einheitlichen Schwierigkeit etwas begradigt. Die Schlüsselstellen hierbei waren ein Rissdach in der 3. Seillänge und ein etwas feuchtes Dach in der 5. Seillänge.

Im Anschluss an diese Tour hängten wir als Verlängerung, den „Gipfeldurchstieg“ (VI+, VI- obl.) daran, der zu Beginn bereits mit einer recht schwierigen Reibungsplatte interessante Kletterei im sechsten Grad bot. Nach 3 Seillängen erreichten wir den Gipfel der Roten Flüh (2111 m) und wurden dort mit einer herrlichen Aussicht auf die verschneiten nördlichen Kalkalpen belohnt.

Um mit leichtem Gepäck klettern zu können hatten wir beschlossen, einen Rucksack am Einstieg zu deponieren und anschliessend über die Tour abzuseilen. Wir fanden auch gleich in der Nähe des Kreuzes einen Abseilring und stellten uns auf eine kurze Abseilfahrt über die Route „Via Barbara“ ein.

Doch alles kam anders. Am Ende der ersten Abseillänge konnten wir das Seil keinen mm abziehen. Es blieb mir nichts anderes übrig, als mit der guten alten Prusiktechnik am Doppelseil aufzusteigen. Gut dass ich das davor schon einige Male geübt hatte. Simon wurde kurzerhand nachgesichert und nach einer „verschenkten“ Stunde standen wir wieder am Gipfelkreuz.

Nun galt es, die Ruhe zu bewahren und eine andere Lösung für den Abstieg zu finden. Der Fußabstieg schied aus, da die Bergschuhe noch am Einstieg standen. Wir konnten uns jedoch noch an einige Abseilringe am Ausstieg der „Alten Südwand“ erinnern, was jedoch in unserem Führer nicht eingezeichnet war. Dieser Ansatz erwies sich als eine gute Entscheidung. Nach 5 Abseillängen erreichten wir ohne größere Hindernisse den Wandfuß und waren wieder um eine Erfahrung reicher. Um kurz nach Sieben trafen wir schließlich am Gimpelhaus ein und bezogen unsere Matratzenlager.

Für den 1. Mai waren für Nachmittag Wärmegewitter angesagt, so suchten wir uns eine kürzere Tour durch die Südwand des Hochwieslers (1950 m) heraus. Die „Schusterführe“ (VI+, VI obl.) zieht in 6 Seillängen durch den zentralen Wandteil. Die Schwierigkeiten sind homogen im VI. Schwierigkeitsgrad, der Fels kompakt, die Routenführung interessant. Spektakulär war auch die erste Abseillänge, in der es freihängend 50 m hinab ging.

Trockenen Fußes ging es dann zum Tannheimer-Talgrund und wieder zurück in die Heimat.

Oliver Mohrlok, Simon Bauer