Beim Campingplatz Gadmen richteten wir uns für zwei Tage ein | © DAV Freudenstadt

Alpinklettern im Sustengebiet

21.07.2020

 

Groß war die Vorfreude auf die erste Klettertour in diesem Jahr in den Alpen. Nach von Corona geprägten Monaten gab es nun seit einiger Zeit vorsichtige Lockerungen, die eine Ausfahrt in die Schweiz möglich machten. Doch aus der geplanten Hüttenübernachtung auf der Sustlihütte wurde nichts, alle Plätze waren ausgebucht. Stattdessen fanden wir aber auf dem Campingplatz Gadmen ein nettes Plätzchen mit Blick auf die beeindruckenden Wände der Wendenstöcke.

Der Bergbericht des Alpenvereins versprach bestes Bergwetter, geeignet für lange Grattouren, keine Gewitterneigung, am Sonntag strahlender Sonnenschein. Am Freitag rechneten wir noch bis Mittag mit Regen, tatsächlich war aber bis zum Abend nicht an Klettern zu denken. Dafür wanderten wir einen Mountainbike-Trail in Gadmen, trafen auf zwei Pfadfinderlager und genossen die angenehme Ruhe auf dem Campingplatz.

Samstag kletterten wir am Trotzigplanggstock Südgrat

Dafür war am Samstag die Nacht früh vorbei, um 4:30 gab es Frühstück und um 6 Uhr starteten wir beim Sustenbrüggli auf 1908 m unsere Haupttour. In 45 Minuten erreichten wir das Sustenhüttli, 2256 m und machten uns gleich weiter auf den Weg in Richtung Trotzigplanggstock 2953 m. Nach kurzem Aufstieg erwartete uns die erste Überraschung, die Altschneefelder waren hart gefroren und wir hatten weder Steigeisen noch Pickel eingepackt. Sollte uns das einen Strich durch die Rechnung machen? Langsam stiegen wir weiter auf und hofften, dass es in der Zwischenzeit auftauen würde. Dieser Wunsch ging natürlich nicht in Erfüllung, aber die zweite Überraschung war positiv, das Schneefeld hatte eine angenehme Neigung, es gab durchweg ebene Tritte und das Gelände konnte durch geschickte Wahl der Route entschärft werden.

Nun ging es los mit der Kletterei im eisenfesten Gneis des Südgrats. Einen Bohrhaken clippte ich ein, danach fand ich bis zum selbstgebauten Stand nur noch ein paar Schlaghaken. Dummerweise war ich etwas zu weit links in einer Verschneidung in einem Verhauer und eine nachfolgende Gruppe von fünf Franzosen machte sich zudem auch noch am Einstieg bereit für den Aufstieg. Die zweite Seillänge wurde so von 4a zu etwa 5c+, bevor es dann auf der richtigen Route zielstrebig weiter ging. Die Kletterei wurde von Meter zu Meter immer besser, luftige Gratstellen wechselten mit steilen Plattenpassagen. Die Genusskletterei setzte sich bis zum Gipfel fort, zudem gab es noch die Aussicht auf die umgebenden schneebedeckten Berge, Titlis, Fünffingerstock, Susten- und Gwächtenhorn. Im Abstieg installierten wir ein Fixseil und Abseilstellen wechselten mit Gehpassagen ab. Nach einem ausgefüllten und anstrengenden Tag erreichten wir gegen 19 Uhr wieder unseren Campingplatz.

Sonntag – strahlender Sonnenschein

Am Sonntag ließen wir es ruhiger angehen und genossen erst einmal das Bergpanorama auf die zum Greifen naheliegenden Wendenstöcke. Unser Ziel war weit weniger gewaltig, der Klettergarten Platten beim Steingletscher bot einige Plaisirrouten, wir entschieden uns für den Jugendweg, 5a. Diese abwechslungsreiche Route war reiner Genuss, in sieben Seillängen erreichten wir den Ausstieg und seilten danach wieder ab.

Mit dabei waren Lena, Reinhard, Traudi, Bernhard und Olli