So musste eine gute Taktik her, Anreise mit der Bahn für 39 Euro von Alpirsbach nach Zermatt. Vier Wochen Planung, der Termin wurde auf den 22. Juli gesetzt. Nachteil der Variante war die Zugbindung – sollte das Wetter oder die Verhältnisse nicht passen. Der Termin kam näher, das befürchtete traf ein, die Vorhersage meldete bis zu 40 mm Regen. Die Vorhersagen sind nicht immer korrekt und zur Hörnlihütte komme ich bei jedem Wetter sagte ich mir, doch bei Fronten ist die Trefferquote leider recht hoch.
Trotzdem fuhr ich nach Zermatt, baute im strömenden Regen mein Zelt auf und hoffte auf eine geringe Chance der Wetterbesserung. Gegen 20 Uhr hörte der Regen auf, das Matterhorn trat hervor und zeigte sich bei teilweise blauem Himmel.
Um 23:30 startete ich in Zermatt, erreichte um 0:49 den Schwarzsee und um 3 Uhr den Einstieg des Hörnligrats. Eigentlich hatte ich geplant, dort um 4 Uhr anzukommen, doch trotz des langsamen Tempos war ich eine Stunde zu früh. Bis die Bergführer mit ihren Gästen aufbrechen, würde noch gut eine Stunde vergehen. So zog ich Gurt und über die kurze Hose eine Überhose und kletterte die Fixseile am Einstieg hinauf. Ich hatte die Worte des SAC-Führers im Kopf „man sollte sich an die Aufbruchszeiten der Hörnlihütte halten, da in der Dunkelheit fast alle Seilschaften vom rechten Weg abkommen“. Ich hatte mich intensiv mit dem Weg befasst, trotzdem übersah ich in der Dunkelheit einen Haken mit einem kurzen Fixseil und kam zuweit in die Ostfanke – es gibt einfach viele Verhauer, die gut ausgetreten sind.
Über einen kleinen Umweg erreichte ich trotzdem den Grat und genoss die schöne Kletterrei dort. Gegen 5:30 schlug das Wetter um, Graupelschauer und dunkle Gewitterwolken. Durch die durchgezogene Kaltfront hatte sich in den flacheren Passagen Neuschnee gesammelt – ich musste die Faktoren nicht lange abwägen und beschloss den Rückzug. Auf der Hörnlihütte staunte ich nicht schlecht, außer 3 Wanderern war niemand auf der Hütte, an diesem Tag war kein weiterer Bergsteiger auf der Hütte. Ich setzte mich im neuen Anbau an die Ecke der Panoramafenster und genoss die Aussicht – eine wunderbare Gegend und keinerlei Trubel!
Obwohl es mit dem Gipfel nicht geklappt hatte stieg ich voller Freude nach Zermatt ab, mit dem Gefühl alles richtig gemacht zu haben, mit dem Versuch das Matterhorn „by fair means“ ohne Seilbahn zu besteigen.
Oliver M.