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Ausbildung zum Trainer B Eisfallklettern

15.02.2016

Der Termin 5. Februar 2016 rückte näher und ich rechnete täglich mit einer Absage – zu warm waren die Temperaturen und in den einschlägigen Foren waren auch nur spärlich Berichte über geglückte Begehungen von Eisfällen zu finden. Doch es kam keine Absage und sechs Teilnehmer machten sich auf den Weg in die Dolomiten nach Außerprags – das Hotel Edelweiß wurde für zehn Tage unser Quartier.

Die Leitung übernahmen Chris Semmel und Helmut Mittermayr, beide staatl. geprüfte Bergführer aus dem Bundeslehrteam des Alpenvereins. Beide bilden Bergführer im Eisfallklettern aus, Chris leitete jahrelang die Sicherheitsforschung im Alpenverein und Helmut fliegt unter anderem im Hubschrauber bei Rettungseinsätzen der Bergrettung mit. Von zwei solch erfahrenen Bergführern in einem Betreuungsverhältnis drei zu eins lernen zu dürfen war ein Highlight der qualitativ hochwertigen Ausbildung.

Der Stützpunkt am Rand der Dolomiten erwies sich als günstig – mit dem Auto konnten Gebiete mit guten Eisbedingungen erreicht werden. Strategisch konnte hier auch auf das Wetter reagiert werden, um die Region bei vorhergesagtem Schneefall ideal zu wählen.

Schon der vorab verschickte Wochenplan ließ keinen Zweifel aufkommen, es wird harte Arbeit und einen prall gefüllten Tagesablauf geben. Im Sass Dlacia Eisklettergarten bei Corvara starteten wir mit den Grundlagen der Eisklettertechnik und dem Einrichten von Toprope-Stationen für den Kursbetrieb. Direkt neben der Skipiste zogen die Übungen die interessierten Blicke der Skifahrer auf sich – auch ein Quadrokopter wurde eingesetzt.

Am nächsten Tag ging es in der Kleingruppe zu viert zur Rosslahne, wo bereits die ersten Mehrseillängenrouten im Vorstieg geklettert und Abseilstände mit Abalakov-Eissanduhren eingerichtet wurden.

Eine vorhergesagte Wetterverschlechterung mit Neuschnee nutzten wir für verschiedene Varianten der LVS-Suche von Einfach- und Mehrfachverschütteten. Auch in diesem Bereich gaben die beiden Bergführer ihr breites Detailwissen weiter, das sie u.a. auch in die Produktentwicklung der Gerätehersteller einfließen lassen.

Am nächsten Tag wanderten wir zum gut versteckten Möslegraben bei Toblach, voll gepackt mit Bohrmaschine und Kletterausrüstung. Sechzig Meter abseilend erreichten wir den Grund der Schlucht. Helmut richtete eine neue Mixed-Route ein und positionierte sich mit Kamera am gegenüberliegenden Hang. Für eine spätere Videoauswertung wurden alle Teilnehmer in Eis- und Mixed-Routen gefilmt – die Schwierigkeiten lagen hier im Bereich von Wi 5+ und M6.

Von nun an wurde von den Teilnehmern ein größerer Anteil an der Tourenplanung gefordert. Die Ausfahrt in die Sellagruppe ließ mehrere Varianten zu und die Kleingruppen entschieden sich für die Route „Schwert des Damokles“ (Wi 4+, 140 m) und „Nur für Wenige“ (Wi 4+, 110 m).

Ein weiteres Highlight folgte am nächsten Tag mit der Schlucht von Sottoguda am Fuß der Marmolada – einem Topgebiet der Dolomiten. Hier fanden wir gute Bedingungen und in drei Seilschaften wurden alle Eisfälle in der Schlucht geklettert. Die „La spada nella roccia“, eine 45 m hohe Kerze bot imposante senkrechte Kletterei im Schwierigkeitsgrad Wi 5.

Am Nachmittag folgten Lehr- und Übungseinheiten zu komplexen Themen der behelfsmäßigen Bergrettung an der Cascata del Sole.

Mit dieser Vorbereitung starteten wir gut gerüstet am Freitag in die erste Prüfung in Führungstechnik im langen Eisfall. Der 250 m lange Obstanzer Eisfall bei Kartitsch in Osttirol bot hierfür das passende Gelände. In der Kleingruppe mit zwei Seilschaften und fünf Personen kletterten wir diesen in dreieinhalb Stunden und anschließendem Abseilen von einer knappen Stunde. Durch diese Leistung hatten wir uns den Aufenthalt in der Hotelsauna redlich verdient.

Am Samstag folgten weitere Prüfungen in Bergrettung und persönlichem Können. Als Abschluss folgte eine Theorieprüfung mit drei Teilbereichen.

Alle Teilnehmer schafften die Prüfungen und konnten ihre Eisklettertechniken entscheidend verbessern. Dank an die Ausbilder und den Alpenverein, für diese gelungene Ausbildung.

Oliver Mohrlok