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Fachübungsleiterkurs Alpinklettern Hochgebirge

31.08.2013

Für eine Woche bezogen wir am Sonntag Quartier auf derHundsteinhütte im Alpsteingebiet, um den letzten der drei Kurse zu absolvieren, die zum Fachübungsleiter Alpinklettern führen. 

Schon allein wegen dem erstklassigen Bergkäse ist das Gebiet im Appenzellerland eine Reise wert, aber auch das sympathische und fürsorgliche Hüttenehepaar Ruth und Paul machten die Woche zu einem besonderen Erlebnis.

Die Schulungsgruppe bestand aus neun Teilnehmern und zwei Bergführern, die die Ausbildung leiteten. Gleich am ersten Abend bekamen wir in geteilter Gruppe die Aufgabe, eine Klettertour für den Folgetag zu planen. Die ersten vier Tage bekamen wir von der Sonne nichts zu sehen, was jedoch durch geschickte Planung des Programms nicht weiter störte. Am ersten Vormittag behandelten wir so praktisch grundlegende Themen der Seil- und Sicherungstechnik, sowie das Abseilen in geführten Touren. Auch Themen der behelfsmäßigen Bergrettung wie Flaschenzüge mit loser Rolle im Fels und den klassischen Schweizer nach der Methode Eberle und die Seilverlängerung in drei verschiedenen Varianten wurden geübt.

Als führungstechnische Maßnahmen wurden zwei Varianten des Geländerseils und die Methode des Fixseils im Auf- und Abstieg angewendet.

Am frühen Nachmittag stiegen wir dann doch noch in die ursprünglich geplante Tour am neuen Südplättli ein, das durch den nassen Fels gefühlt einen Grad anspruchsvoller wurde als im Führer angegeben. Durch einsetzenden Regen im oberen Wandteil beschlossen wir den einfacheren Abstieg durch vierfaches Abseilen dem Weiterweg über den Verbingungsgrat zum Fähnligipfel vorzuziehen.

Am Dienstag verschlechterte sich das Wetter weiter und so wurden Theorieeinheiten über Führungstechniken und Praxiseinheiten über Bergrettung und Führung in Hüttennähe eingebaut. Am Nachmittag blieb auch noch genügend Zeit, um die theoretische Prüfung in den Teilbereichen Sicherungstechnik, Wetter, Ökologie, Ausrüstung und alpine Gefahren, sowie die praktischen Prüfungen in Seiltechnik und behelfsmäßiger Bergrettung vorzubereiten, die den Mittwoch ausfüllten.

Am Mittwoch Nachmittag trat endlich die erhoffte Wetterbesserung ein und so wurde am Donnerstag zunächst eine Übung der behelfsmäßigen Bergrettung im senkrechten Gelände ausgeführt. Ein verletzter Kletterer wurde mit der 2-Mann-Bergemethode gerettet und mit doppelter HMS durch Seilverlängerung über eine weite Strecke abgelassen. Rotierend absolvierten die Teilnehmer dabei alle Stationen der Übung und konnten so den Ernstfall eindrücklich simulieren.

Nach kurzer Pause ging es im Anschluss gleich weiter mit einer Übungstour für die anstehenden Prüfungstouren, dieses Mal mit Ziel der Route „Via Röstiraffle“ am Fähnligipfel. Als Führungstour wurde so entweder in der Dreierseilschaft oder in der Zweierseilschaft ohne Wechselführung geklettert. Der Nachsteiger wird hierbei durch den Vorsteiger betreut und z.B. die Selbstsicherung des Nachsteigers, sowie das Einlegen des Seils in die HMS zur Vorstiegssicherung vom Führer übernommen.

Für Freitag und Samstag standen nun Prüfungstouren auf dem Programm. Die Teilnehmer bekamen die Aufgabe, selbstständig drei Touren auszuwählen, die mindestens 8 Seillängen lang und den fünften Schwierigkeitsgrad aufweisen. Aus diesen wählten die Bergführer die tatsächlichen Touren aus.

Während der Touren wurde die Führerrolle jeweils gewechselt. So wurden die Aufgaben Zustieg, Suche des Einstiegs, Führung am Fels, Abstieg zur Hütte jeweils von unterschiedlichen Personen übernommen. Unvorhergesehner Weise ereignete sich gegen 14 Uhr in der letzten Seillänge an der Freiheit ein Unfall durch Steinschlag, durch den ich eine Platzwunde am Kinn erlitt. Da eine Bergung mit dem Helikopter zu diesem Zeitpunkt wegen tiefen Wolken nicht möglich war, die Wunde jedoch innerhalb von 6 Stunden genäht werden musste, wurde von beiden Bergführern eine vorbildliche Rettung eingeleitet. Im Fußabstieg wurde ich vom Gipfel der Freiheit über den Hundstein zur Hundsteinhütte geführt. Von dort zur Alm, von aus ich sofort mit dem Hüttenwart Paul ins nächste Krankenhaus nach Appenzell gefahren wurde. Die Wunde wurde genäht und dank Paul konnte ich bereits um halb acht wieder zurück auf der Hundsteinhütte sein.

Trotz dieses Zwischenfalls konnte ich an der Tourenplanung für die nächste Prüfungstour, der alten Südwand am Altmann mit Direkteinstieg teilnehmen. Am Samstag wurde dann wie bereits am Tag zuvor diese Führungstour durchgeführt, zum Glück jedoch dieses Mal ohne unfallfrei.

Am Abend wurde dann das bereits heiß erwartete Ergebnis der Prüfungen verkündet. Für mich bedeutete das, die Mühen der letzten Tage und Jahre hatten sich gelohnt, ich hatte alle Prüfungen erfolgreich bestanden und bin nun „Fachübungsleiter Alpinklettern“!

Oliver Mohrlok