© DAV Freudenstadt

Klettertouren in den Urner Alpen

12.09.2010

Vom 10. bis 12. September verbrachten wir 3 Tage im Bergseegebiet auf der Göscheneralp. Bekannt ist diese Region für schöne Klettertouren im Granit und als idealen Stützpunkt bot sich uns die Bergseehütte an.

Am Parkplatz überraschte uns eine vorbeifliegende Kuh am Haken eines Helis, die er gleich neben uns absetzte.

Die Hütte erreichten wir nach etwa eineinhalb stündigem Aufstieg vorbei an einer bunten Moorlandschaft und einigen Klettergärten. Nach kurzer Pause machten wir uns auf den Zustieg zum Südgrat (4c) am Bergseeschijen. Diese Route ist eine der bekanntesten im Gebiet und dementsprechend häufig überlaufen, doch an diesem Tag hatten wir Glück und konnten die 10 Seillängen alleine genießen. Einziger Wehrmutstropfen war die Sonne, die sich am ganzen Tag nicht durch den Nebel kämpfen konnte und die Aussicht ließ noch etwas zu wünschen übrig.

Am Samstag Morgen jedoch erwartete uns ein traumhafter Spätsommertag und durch unseren frühen Aufbruch gegen halb Sieben konnten wir eine herrliche Morgenstimmung am westlich gelegenen Dammagletscher erleben. Ziel des Tages war der Südgrat des Schijenstocks (4a), der sich markant über 9 Türme zum Gipfel zieht. Die Anforderungen lagen hierbei weniger im Bewältigen großer Kletterschwierigkeiten, sondern an der Länge des Grates. Der weitgehend hakenfreie Grat bot genügend Möglichkeiten um mit mobilen Sicherungsmitteln und Köpfelschlingen eine gute Absicherung zu schaffen. Nach kurzer Eingewöhnung wurde der Blick für die natürlichen Sicherungsmöglichkeiten immer besser und wir konnten zügig teils parallel klettern. Auch der Blick für den richtigen Routenverlauf wurde durch die bohrhakenfreie Absicherung geschult. Im Verlauf des Grates wurden 5 Abseilstellen durch Ablassen überwunden. Nach 6 stündiger Genusskletterei erreichte die erste der drei Zweierseilschaften den Gipfel und konnte die herrliche Aussicht auf die Schweizer Alpen genießen.

Der Abstieg führte nördlich über teils leicht angefrorene Firnstellen hinab in wegloses Blockgelände und nach dem Abseilen über 25 m in eine Scharte. Durch ein steiles Couloir mit viel losem Geröll mussten wir als Gruppe dicht beeinander bleiben, um nicht Gefahr zu laufen von Steinschlag getroffen zu werden.

Am Sonntag nahmen wir uns bei wiederum sonnigem Wetter den dritten Südgrat vor, nämlich auf den Hochschijen. Obwohl dieser von der Meereshöhe betrachtet der niedrigste Berg im Bergseegebiet ist, bot sich uns jedoch eine mehr als lohnende Klettertour an. Wir kombinierten hierbei die ersten beiden Seillängen aus Granitzauber (5b) mit den restlichen 11 Seillängen des Südgrats (4b). Ein Gefühl von Glück und Zufriedenheit stellte sich ein, als unser Blick immer wieder nach links zum Bergseeschijen schweifte, an dem sich eine Perlenkette von Kletterern am Südgrat staute und wir eine nicht minder schöne Tour für uns allein hatten.

Nach 43 gekletterten Seillängen in den vergangenen 3 Tagen konnten wir zufrieden den Abstieg über die Bergseehütte zu unserem Ausgangspunkt am Göscheneralpsee antreten.

Teilnehmer: Bernhard und Traudi Gebert, Uwe und Tobias de Jager, Martell Günther, Oliver Mohrlok