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Matterhorn by fair means

28.07.2017

Nachdem ich 2016 meinen ersten Versuch wegen schlechtem Wetter abgebrochen hatte (siehe www.alpenverein-freudenstadt.de/tourenberichte/2016/594-aufs-matterhorn-by-fair-means) und am 151. Jahrestag der Erstbesteigung am 14.7.2017 meinen zweiter Versuch beim Solvaybiwak auch gescheitert war, fasste ich den Entschluss, es noch einmal zu versuchen.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten die Besteigung anzugehen, doch eine gute Taktik ist nötig, da es viele Gipfelaspiranten gibt. Wie in den vorausgehenden Versuchen entschied ich mich für die ehrliche Art, ohne Seilbahn und ohne Hüttenübernachtung, vom Campingplatz Zermatt zum Gipfel und zurück. Ich hatte noch die Worte einer erfolgreichen Besteigerin bei meinem zweiten Versuch im Ohr - „das Matterhorn by fair means ist keine gute Idee - wozu gibt‘s die Hütte und die Seilbahn?“ Die Frau trafen wir beim Solvaybiwak und leider hatten wir wenig entgegenzusetzen. Im Aufstieg hatten wir acht Aspiranten getroffen, die die Nacht im Freien oder im Notbiwak verbracht hatten – das ist aus Beschreibungen bekannt. Trotzdem ärgerte mich die Aussage in meinem Inneren. Meine Antwort war „dann müssen wir einfach das nächste Mal schneller sein“. Im Nachhinein erinnerte mich der Ansatz an Kurt Albert, wenn die Route zu schwierig ist liegt das nicht an der Route, sondern am Kletterer – trainieren und wieder probieren!

Dritter Versuch, 28.7.2017, die Verhältnisse sind nicht ideal, etwa 5 cm Neuschnee ab 3500 m. Ich startete allein um 0 Uhr beim Campingplatz, erreichte um 4 Uhr die Hörnlihütte und nahm um 4:30 die Fixseile in die Hände. Der freundliche Bergführer an der Rezeption des Campingplatz hatte mir von einer Besteigung abgeraten und empfohlen noch ein paar Tage zu warten, bis der Neuschnee abgetaut wäre. Leider bot mein familäres Zeitfenster diese Option nicht, so machte ich mich trotzdem auf den Weg. Es waren etwa 20 Stirnlampen am Einstieg vor mir. Durch den Neuschnee war die Orientierung in der Dunkelheit gut, ich hatte keine Probleme den richtigen Weg zu finden. Ab der unteren Moseleyplatte kletterte ich mit Steigeisen und behielt sie die ganze Tour bis zum Abstieg auf 3500 m an. Um 6:30 war ich beim Solvaybiwak, stieg ohne Pause weiter. Ein stark böiger und eisiger Wind blies von Westen, Schneekristalle peitschten mir ins Gesicht und ich fühlte mich wie im tiefsten Winter. Trotzdem ging ich weiter, im Lee links vom Grat war es angenehm windstill. Ab 4200 m merkete ich die Anstrengung, doch ich ging weiter und stand um 9:45 glücklich am Gipfel. Die schwarze Gipfelmadonna hatte mich erst etwas erschreckt, menschengroß, dunkel wie Darth Vader – nicht schön aber selten…

Der Gipfelmoment war kurz aber eindrücklich, die Aussicht durch die Bewölkung nicht der Rede wert, aber das Gefühl unbeschreiblich. Der Wind war so kalt und stark, dass ich nach 7 Minuten schon wieder den Rückweg antrat. Im Abstieg nutzte ich mein 30 m Seil und seilte mich an vielen Stellen ab. Nach einem langen Abstieg erreichte ich nach 18 einhalb Stunden wieder den Campingplatz und fühlte mich doch noch überraschend fit.

Auch an Alexander Huber musste ich denken, er hatte in einem Vortrag sinngemäß erwähnt, „die wirklich außergewöhnlichen Momente kannst du nicht kaufen, die musst du dir erarbeiten!“.

In Zahlen, 2944 Höhenmeter, Entfernung 27 km, Schwierigkeit AD+, 3-, Dauer 18:30 h